Cannabisclubs in Deutschland
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Im August 2023 markierte Deutschland mit der Zustimmung zur Legalisierung von Freizeit-Cannabis einen Meilenstein in der europäischen Politik. Dieser Schritt ist Teil eines fortschrittlicheren und kontrollierteren Ansatzes, der darauf abzielt, die Schäden unregulierten Konsums zu minimieren und die Kriminalisierung zu reduzieren. Deutsche Staatsbürger über 18 Jahre dürfen nun im öffentlichen Raum bis zu 25 Gramm Cannabis besitzen (im Privatbereich 50 Gramm) und in ihrer Wohnung maximal drei Pflanzen anbauen.
Diese Änderung positioniert Deutschland nicht nur als Vorreiter bei der Cannabisregulierung in Europa, sondern spiegelt auch einen wachsenden Trend zur weltweiten Entkriminalisierung wider, mit potenziellen Vorteilen für die öffentliche Gesundheit, die Wirtschaft und den Kampf gegen die organisierte Kriminalität. Mit dieser Legalisierung verfolgt das Land einen ähnlichen Ansatz wie Kanada und bestimmte Bundesstaaten der Vereinigten Staaten, wobei der Schwerpunkt auf der Reduzierung von Risiken und der Schaffung eines regulierten Marktes liegt. Heute erzählen wir Ihnen alles, was Sie über Cannabis-Clubs und -Vereine in Deutschland (CSCs – Cannabis Social Clubs) wissen möchten.
Legales Cannabis und Cannabisclubs und -verbände
Abgesehen von der Gesetzgebung zu Besitz, Konsum oder Selbstanbau ist zweifellos eines der Schlüsselelemente der Legalisierung in Deutschland die Gründung von Cannabisclubs oder Cannabisanbauvereinen. In diesen Räumen können volljährige Nutzer zusammenarbeiten, um begrenzte Mengen Cannabis sicher und auf gemeinnütziger Basis anzubauen und zu vertreiben. Somit dient der Verein oder die Vereinigung lediglich als Mittel für jedes Mitglied, seinen proportionalen Anteil an der kollektiven Kultivierung desselben Vereins abzuziehen, und stellt somit eine Art Modalität der "kollektiven Selbstkultivierung" dar.
Inspiriert durch die seit Jahren bestehenden Cannabis-Social-Clubs in Spanien und Uruguay bieten deutsche Cannabis-Verbände ihren Mitgliedern ein sicheres und kontrolliertes Umfeld für den Zugang zu hochwertigem Cannabis und vermeiden dabei die für den Schwarzmarkt typischen Nachteile und Risiken wie niedrige Preise Qualität, Knappheit, schlechte Sicherheit oder direkt Betrug. Für diese Clubs gelten strenge Regeln, wie z. B. keine Werbung oder Beschränkungen hinsichtlich der Anzahl der Pflanzen, die sie anbauen dürfen, oder der Mengen, die jedes Mitglied entnehmen kann, sowie ein Schwerpunkt auf Pflanzenerziehung und verantwortungsvollem Konsum.
Cannabisclubs in Deutschland
Wie in den meisten Fällen sind Cannabisclubs oder -verbände in Deutschland darauf ausgerichtet, den Selbstanbau zu fördern, einen Mindestqualitätsstandard zu gewährleisten und unregulierten Verkauf zu vermeiden. Sie unterliegen einem strengen gesetzlichen Rahmen, in dem jedes Mitglied eines Clubs bis zu 25 Gramm am selben Tag erhalten kann, also insgesamt 50 g pro Monat (30 g für Personen unter 21 Jahren), und der Club kann wachsen bis zu einer begrenzten Anzahl von Pflanzen insgesamt.
Die Vereine sind gemeinnützig orientiert, was bedeutet, dass das gesamte produzierte Cannabis ausschließlich für den Konsum ihrer Mitglieder bestimmt ist. Darüber hinaus werden sich die Clubs darauf konzentrieren, verantwortungsvollen Konsum zu fördern und ihre Mitglieder über die Risiken und Vorteile von Cannabis aufzuklären. Diese Clubs stellen eine innovative Lösung dar, um die Nachfrage nach Cannabis innerhalb eines rechtlichen Rahmens zu steuern und gleichzeitig den illegalen Markt und die damit verbundenen Risiken, die wir oben gesehen haben, zu reduzieren.
Es muss gesagt werden, dass das deutsche Gesetz in seinem Text tatsächlich von „Anbaugemeinschaften“ spricht, was darauf hindeutet, dass es Unterschiede zwischen seinem Modell und dem in Ländern wie beispielsweise Spanien angewandten Modell gibt. Tatsächlich besteht einer der Hauptunterschiede zwischen beiden Ländern darin, dass in Deutschland der Verzehr von Blüten oder Extrakten, die in denselben Räumlichkeiten des Vereins hergestellt werden, nicht vorgesehen ist , während in Spanien Clubmitglieder ihre Produkte in denselben Räumlichkeiten konsumieren können. Dennoch und da der Begriff "Cannabis-Club" in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen hat, ist es nicht ungewöhnlich, dass dieser Begriff sich auf deutsche Vereine bezieht.
Chaos mit Anfragen
Seit dem 1. Juli können Anbauverbände Anträge auf Erteilung einer Lizenz für den Anbau, die Ernte und den Vertrieb von Cannabis stellen. Das stark bürokratisierte Gesetz schreibt unter anderem strenge Beschränkungen hinsichtlich der Anzahl der Mitglieder, Wohnsitz- und Altersanforderungen, Sicherheitsbedingungen, Mindestabstand zu Bildungseinrichtungen und der Lage von Ackerland vor. Diese Bürokratie und die Zurückhaltung vieler Behörden stellen die Geduld vieler Cannabisclubs und ihrer Mitglieder auf die Probe. Bundesweit wurden 366 Lizenzanträge eingereicht (Stand: 16.10.2024), aber nur 34 wurden bisher genehmigt (und 7 wurden abgelehnt), was weniger als 10 % ist.
Der Umgang der Behörden mit dem Gesetz folgt erwartungsgemäß dem typischen Nord-Süd-Gefälle: Im Süden herrscht eine konservativere Haltung gegenüber Cannabis vor und die Motivation der Behörden, mit Anbauverbänden zusammenzuarbeiten, ist gering. Allerdings unternehmen auch andere Bundesländer keine großen Anstrengungen, das neue Cannabisgesetz umzusetzen. In Berlin beispielsweise ist noch unklar, welche Behörde für die Erteilung von Anbaugenehmigungen zuständig ist.
Die Bundesländer, die bisher Anbaugenehmigungen erteilt haben, sind: Niedersachsen (15 Genehmigungen von 37 Anträgen), Nordrhein-Westfalen (7 Genehmigungen von 87 Anträgen), Rheinland-Pfalz (3 von 27), Mecklenburg-Vorpommern (2 von 4), Berlin (1 von 21) und Sachsen (1 von 11).
Während einige Vereine bereits erste Ernten einfahren – etwa der niedersächsische CSC Ganderkesee, der als erster CSC in Deutschland seine Lizenz erhielt – warten die meisten Verbraucher noch auf einen Paradigmenwechsel.
Wie funktioniert der THC-Drogentest für das Autofahren in Deutschland?
Mit der jüngsten Legalisierung von Cannabis in Deutschland eröffnet sich ein komplizierter Aspekt der Cannabisregulierung in Bezug auf das Fahren. In Deutschland sind die Gesetze für das Fahren unter dem Einfluss von Cannabis streng und komplex, was die Konsumenten dieser Substanz vor erhebliche Herausforderungen stellt, egal ob es sich um Freizeit- oder medizinische Konsumenten handelt. Heute erzählen wir Ihnen die Details, die Sie wissen müssen, um in diesem Land sicher zu fahren, wenn Sie Cannabis konsumieren.
So werden Sie Mitglied in einem Cannabis-Club in Deutschland
Um Mitglied in einem Cannabis-Club in Deutschland zu werden, müssen Sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Die Clubs stehen Personen ab 18 Jahren offen und setzen in der Regel einen Wohnsitz in Deutschland voraus. Um beizutreten, müssen sich Interessenten registrieren, was die Vorlage von Ausweisdokumenten und das Ausfüllen von Formularen umfassen kann. Die Gebühren variieren je nach Club und können die Anbau- und Verwaltungskosten decken. Es ist wichtig zu beachten, dass es sich bei den Clubs um Non-Profit-Organisationen handelt, sodass die Gebühren nur zur Deckung der Betriebskosten dienen. Außerdem gibt es Beschränkungen hinsichtlich der Anzahl der Pflanzen, die die Clubs anbauen können, wodurch sichergestellt wird, dass die Versorgung nachhaltig und ausreichend ist die Anzahl der eingetragenen Mitglieder: Jeder Verein kann jederzeit maximal 500 Mitglieder haben.
Mitglieder von Cannabisclubs in Deutschland haben verschiedene Rechte und Pflichten, die durch die Regulierungsgesetze festgelegt sind. Zu den Rechten gehört, dass Mitglieder an einem Tag bis zu 25 Gramm Cannabis für den persönlichen Gebrauch erhalten können (insgesamt 50 Gramm pro Monat) und auf eine sichere und kontrollierte Umgebung für den Erwerb von Cannabis auf gemeinnütziger Basis zugreifen können. Sie haben auch die Möglichkeit, an Clubaktivitäten teilzunehmen und Ratschläge zum verantwortungsvollen Konsum zu erhalten.
Hinsichtlich der Aufgaben sind die Mitglieder verpflichtet , die Regeln für verantwortungsvolle Nutzung und Konsum innerhalb des Clubs einzuhalten und mit Beiträgen zur Deckung der Produktions- und Wartungskosten beizutragen. Darüber hinaus müssen sie die zulässige Menge an Cannabis einhalten und dürfen Cannabis nicht außerhalb des Clubs verteilen oder verkaufen. Die Mitglieder sind außerdem dafür verantwortlich, über den Standort und die Aktivitäten des Clubs Stillschweigen zu bewahren, um seinen Betrieb innerhalb des gesetzlichen Rahmens zu schützen. Das entfernte Material darf nicht im Club selbst oder in der Umgebung konsumiert werden und Personen zwischen 18 und 21 Jahren sind auf 30 g pro Monat mit einem THC- Grenzwert von 10 % beschränkt.
Diese Rechte und Pflichten sind der Schlüssel zum Erfolg der Vereine und zur Sicherheit des Verbandsmodells, das darauf abzielt, verantwortungsvollen Konsum in einem legalisierten, regulierten und sicheren Umfeld zu fördern.
Die Zukunft der Branche in Deutschland
Die Legalisierung von Freizeit-Cannabis in Deutschland hat Erwartungen an die Zukunft des Cannabismarktes in Europa geweckt. Da ein Land von der Größe und dem Einfluss Deutschlands bei der Regulierung von Cannabis führend ist, wird erwartet, dass andere europäische Länder diesem Beispiel folgen, was zu einem breiteren legalisierten Markt in der Region führen könnte.
Der Cannabissektor in Deutschland verfügt auch über ein enormes wirtschaftliches Potenzial, mit der Möglichkeit, durch Steuern erhebliche Einnahmen zu erzielen, Arbeitsplätze in der Cannabisanbau-, Vertriebs- und Produktindustrie zu schaffen und Innovationen in Bereichen wie medizinischem Cannabis und Wellnessprodukten zu fördern.
Der Sektor wird jedoch mit Herausforderungen konfrontiert sein, wie der Konkurrenz mit dem Schwarzmarkt, der Regulierung der Produktqualität und -sicherheit sowie der Notwendigkeit einer kontinuierlichen Aufklärung über den verantwortungsvollen Umgang mit Cannabis. Die Entwicklung des Sektors in den kommenden Jahren wird entscheidend dafür sein, Deutschland als Maßstab für die Cannabisregulierung in Europa zu festigen.
Wir werden diese Entwicklung sehr aufmerksam verfolgen!
Referenzen:
- Glasmann, D. K. (2024, October 21). Deutschland nach der Cannabis-Entkriminalisierung: Eine Bilanz. Hanf Magazin. https://www.hanf-magazin.com/news/deutschland-nach-der-cannabis-entkriminalisierung-eine-bilanz/
- tagesschau.de. (2024, October 16). tagesschau 20:00 Uhr [Video]. tagesschau.de. https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tagesschau_20_uhr/video-1391030.html
- Seiler, K. (2024, October 15). Cannabis-Anbauverein aus Niedersachsen erntet erste Pflanzen. NDR.de - Nachrichten - https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Cannabis-Anbauverein-aus-Niedersachsen-erntet-erste-Pflanzen,cannabis972.html
- Fragen und Antworten zum Cannabisgesetz. (n.d.). | BMG. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/cannabis/faq-cannabisgesetz#c29865
- FAQ zur Legalisierung von Cannabis | Bundesregierung. (n.d.). Die Bundesregierung Informiert | Startseite. https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/cannabis-legalisierung-2213640